Veröffentlicht unter www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/049-013.html und im Deutschen Ärzteblatt.

Prof. Katrin Neumann ist Fachärztin für Phoniatrie- und Pädaudiologie (Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen) und für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Sie leitet die Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie und das Cochlea-Implantat-Zentrum am HNO-Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich sowohl in ihrer Forschung als auch in ihrer klinischen Arbeit mit Stottern und Poltern. Sie initiierte und koordinierte die Erstellung der 2016 veröffentlichten Leitlinie zu Redeflussstörungen.

Häufig werden in Deutschland Stottertherapiemethoden angewendet, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen oder sogar widerlegt ist. Der Behandlungsbeginn im Kindesalter wird oft verzögert, und es bestehen falsche Vorstellungen über Ursache und Natur von Stottern und Poltern. Im Jahr 2010 rief Prof. Neumann die Vertreter von 17 Fachgesellschaften und Organisationen zusammen, die in Deutschland maßgeblich mit diesen Redeflussstörungen befasst sind, unter anderem der BVSS, des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie und weiterer Therapeutenverbände sowie kinderärztlicher, phoniatrisch-pädaudiologischer und psychologisch-psychotherapeutischer Fachverbände. Diese erstellten unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) eine S3-Leitlinie zur Pathogenese (Entstehung und Entwicklung einer Krankheit), Diagnostik und Behandlung der Redeflussstörungen Stottern und Poltern. S3 bedeutet hier, dass in einem aufwändigen Verfahren die besten Beweise für die einzelnen Aussagen der Leitlinie, vor allem aber für die Wirksamkeit bestimmter Behandlungsmethoden von Stottern, zusammengetragen und in einem wissenschaftlichen Verfahren bewertet wurden. Das in der Leitlinie versammelte Wissen mündete in 55 Empfehlungen, wie Stottern und Poltern bezüglich ihrer Ursachen und Natur einzuordnen, aufzufinden, zu diagnostizieren und zu behandeln wären. Diese Leitlinie bildet damit die moderne, in Deutschland gültige Grundlage des Umgangs von Ärzten, Therapeuten und Selbsthilfe mit Stottern und Poltern. Eine Patientenversion legt dies alles in allgemeinverständlicher Sprache dar. Der Workshop vermittelt und diskutiert die wesentlichen Inhalte der Leitlinie.